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Verdauung von Zucker und Stärke bei Pferden und wann es zu viel wird

Aktualisiert: vor 3 Tagen


Veranschaulichung was im Pferdedarm passiert, wenn man einem Pferd zu viel Zucker und Stärke füttert.

Verdauung im Magen und Dünndarm


Generell werden Zucker und Stärke zum Großteil im Magen und Dünndarm des Pferdes verdaut. Bei Futter, das viel Stärke und Zucker beinhaltet, werden mehr als 70% absorbiert, bevor der Verdauungsbrei den Dickdarm erreicht (1).


Dabei ist es egal ob Zucker oder Stärke. Alle leichtverdaulichen Kohlenhydrate werden in Form von Glucose absorbiert, was zu einem Anstieg des Glucosespiegels im Blut führt. Bei Pferden mit Stoffwechselkrankheiten, kann das zu Problemen führen, da nicht genügend Insulin produziert wird, um den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Bei gesunden Pferden stellt dies kein Problem dar. Dennoch sollte darauf geachtet werden, Kraftfutter und Leckerlies auf mehrere kleine Portionen zu verteilen und nicht alles auf einmal zu geben, um einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels zu vermeiden (1,2).


Wie geht es weiter im Dickdarm?


Der restliche Nahrungsbrei gelangt in den Dickdarm, wo er mikrobiell aufgeschlossen wird. Die Mikroorganismen bauen die Kohlenhydrate allerdings nicht zu Glucose ab, sondern zu kurzkettigen Fettsäuren. Je nachdem welche Kohlenhydrate im Dickdarm abgebaut werden, verschiebt sich das Verhältnis der entstehenden Fettsäuren: Bei Zellulose und anderen pflanzlichen Gerüstsubstanzen entsteht verhältnismäßig mehr Essigsäure, während bei Stärke und Zucker verhältnismäßig mehr Propionsäure entsteht (1).


Ein hoher Anteil leichtverdaulicher Kohlenhydrate im Futter verändert die Mikroorganismen im Dickdarm: Der Anteil an cellulolytischen Bakterien, die Zellulose und ähnliche Kohlenhydrate verdauen, geht zurück. Dafür nehmen Lactobacillen und Streptokokken zu (3).


Lactobacillen sind milchsäurebildende Bakterien und damit nimmt auch die Menge an Milchsäure im Dickdarm zu. Die Milchsäure sorgt dann für einen deutlichen Abfall des pH-Wertes im Dickdarm (1).


Dieser Abfall des pH-Wertes kann dann viele schwere Folgen nach sich ziehen. Es werden durch die Säure die anderen, Zellulose-abbauenden Mikroorganismen gehemmt, die Schleimhaut kann beschädigt werden und es können Endotoxine frei werden, welche dann eine Hufrehe auslösen können (1).


Veranschaulichung was im Pferdedarm passiert, wenn man einem Pferd zu viel Zucker und Stärke füttert.
Zucker- und Stärkeverdauung bei Pferden

Zusammengefsst: Bei zu großen Mengen Zucker und Stärke, kann diese nicht mehr im Magen und Dünndarm verdaut werden und gelangt in den Dickdarm, was zur Folge hat, dass die guten Bakterien zurück gehen und die schlechten mehr werden, was eine Übersäuerung des Dickdarms zur Folge hat.


Insgesamt wird daher in der Ernährung von Pferden darauf geachtet, dass Zucker und Stärke möglichst vor erreichen des Dickdarms absorbiert wird (1,2). Da die Saccherose von Natur aus leichter verdaulich ist als Stärke, ist das bei unseren Produkten auch ohne eine mechanische Bearbeitung oder Hitzebehandlung der Fall. Wer sich also schon immer gefragt hat, warum Getreide im Pferdefutter in der Regel gequetscht oder pelletiert angeboten wird, hat nun die Antwort dafür.


Wie viel Zucker und Stärke darf ein Pferd pro Mahlzeit aufnehmen?


Als Faustregel für die Fütterung von Zucker und Stärke gilt: maximal ein Gramm Zucker und/oder Stärke pro Kilogramm Lebendmasse und Mahlzeit(1,2). Ein Pferd, das 600 kg wiegt, sollte daher nicht mehr als 600g Zucker und Stärke pro Mahlzeit fressen. 


Für Interessierte, wie viel Zucker denn in unseren Produkten zu erwarten ist, empfehlen wir unseren letzten Artikel zum Thema Melasse und wir geben natürlich auch gerne jederzeit Auskunft per Mail, wenn es offene Fragen gibt.


 

 (1) Kirchgessner, Manfred (2014). Tierernährung – Leitfaden für Studium, Beratung und Praxis. 14. Auflage, Frankfurt am Main, DLG Verlag.


(2) Irgang, Kathrin & Lübker, Klaus (2008). Pferdefütterung nach Maß. Brunsbek, Cadmos Verlag.


(3) De Fombelle, A., Varloud, M., Goachet, A. G., Jacotot, E., Philippeau, C., Drogoul, C., & Julliand, V. (2003). Characterization of the microbial and biochemical profile of the different segments of the digestive tract in horses given two distinct diets. Animal Science, 77(2), 293-304.

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