Wir alle kennen das Klischee: Melasse hat zu viel Zucker und ist schlecht für Pferde. Doch ist das wirklich gerechtfertigt? In diesem Artikel beleuchten wir einige Vorteile der Rübenmelasse.
Erstmal ist wichtig zu klären:
Was ist Melasse überhaupt?
Bei Melasse handelt es sich um ein Koppelprodukt der Zuckergewinnung. Nach der Ernte wird die Zuckerrübe zuerst gereinigt und zerkleinert. Die zerkleinerte Zuckerrübe wird ausgepresst, wobei sowohl Rübenschnitzel als auch Zuckerrübensaft gewonnen werden. Aus dem Zuckerrübensaft wird der Zucker auskristallisiert (1). Das nach der Kristallisation übrig gebliebene, dunkle und klebrige Produkt, ist die Melasse.
Zuckerrübenmelasse ist somit nichts anderes als konzentrierter Zuckerrübensaft aus dem ein Großteil des Zuckers entnommen wurde. Sie enthält neben übrig gebliebenem Zucker vor allem
wertvolle Mineralstoffe,
Vitamine und
sekundäre Pflanzenstoffe.
Rübenzuckermelasse ist daher ein
hochwertiges,
regionales und
rein pflanzliches Futtermittel.
In der folgenden Grafik könnt ihr die Mineralstoffe in 150 g Melasse sehen, was ungefähr einer Leckschale mit 250 g entspricht. Im Vergleich dazu seht ihr den täglichen Bedarf eines Pferdes. Besonders hervorzuheben ist der hohe Kobalt- und Kaliumgehalt in der Melasse. Wichtig zu beachten: Diese ganzen Daten unterliegen natürlichen Schwankungen.
Das zeigt, dass der Mineralstoffgehalt trotz der geringen Menge an Melasse sehr hoch ist.
Durch die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe hat Melasse deutlich bessere antioxidative Eigenschaften als andere Süßungsmittel wie beispielsweise Ahornsirup, Traubenzucker oder Akazienhonig. (4)
Neben den ganzen positiven Inhaltsstoffen, lässt sich der Zuckergehalt der Melasse natürlich nicht abstreiten. Dieser ist sogar sehr wichtig für uns, da Zucker eine konservierende Wirkung hat. Unsere Melasse beinhaltet 42 % Zucker, was bei 150 g Melasse 63 g Zucker entspricht.
Die Frage ist nun, ob das zu viel Zucker ist?
Um das einzuordnen, haben wir im Folgenden die Zuckermenge mit anderen Futtermitteln verglichen, die von vielen Pferden regelmäßig gefressen werden. Laut der Gruber-Tabelle (3) nimmt jedes Pferd im Durchschnitt 1,5 - 2 kg Trockenmasse pro 100 kg Pferd auf der Weide auf (wenn kein Heu oder Stroh zugefüttert wird). Das bedeutet für unser Beispielpferd mit 600 kg, dass es täglich 9 bis 12 kg Trockenmasse frisst. In einem Kilogramm Weide sind ca. 60 - 100 g Zucker und Stärke enthalten (5). Dies bedeutet, das Pferd hat mindestens 9 mal 60 g, also 540 g Zucker und Stärke zu sich genommen. Der Maximalwert beträgt 12 mal 100 g, also 1200 g Zucker und Stärke. Beim Heu sieht das ganz ähnlich aus.
In einem halben Kilogramm Karotten stecken 19,2 g Zucker und in einem Kilogramm Hafer sind 407 g Stärke und Zucker enthalten.
Kurz gesagt: Wird beachtet, dass Leckschalen (oder auch Leckerlies generell) nur in kleinen Mengen gefüttert werden sollten, spielt der Zucker aus der Leckschale kaum eine Rolle im Vergleich zu dem Zucker, den ein Großpferd sowieso jeden Tag mit Weide, Heu oder Kraftfutter zu sich nimmt. Dies gilt natürlich nur für gesunde Pferde. Bei Stoffwechselerkrankungen sollte immer erst Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten oder im Zweifelsfall verzichtet werden. Es ist auch wichtig zu beachten, bei kleinen Pferden die Fütterungsmenge entsprechend anzupassen.
Da Stärke und Zucker im Pferdekörper ähnlich verstoffwechselt werden und beide das Milieu im Darm negativ beeinflussen können, lassen sich diese beiden gut miteinander vergleichen.Da Hafer ein sehr verbreitetes und gängiges Futtermittel ist, sollte es in unserem Vergleich nicht fehlen. Hafer ist das Getreide mit dem geringsten Stärkegehalt.
Aus unserer Sicht ist die Menge an Zucker in unserem Produkt absolut vertretbar. Hätten wir uns für reinen Zucker entschieden (wie viele unserer Konkurrenten), hätten wir statt 63 g Zucker in der gleichen Menge Produkt 150 g Zucker, was mehr als das Doppelte ist.
Unser Fazit: Zuckerrübenmelasse ist besser als ihr Ruf.
Durch den hohen Mineralstoffgehalt, die darin enthaltenen Vitamine und sekundären Pflanzenstoffe ist die Melasse das perfekte Produkt als Basis unserer Leckschale.
Dazu ist es ein regionales Produkt, was die Melasse zu einer nachhaltigen Zutat macht.
(1) Link zur Verarbeitung von Zuckerrüben: Verarbeitung von Zuckerrüben und Zuckerkonsum (landschafftleben.at) (letzter Abruf 15.08.2023)
(2) Melasse - Mineralstoffe. Deutsche Melassehandelsgesellschaft mbH. Link: http://www.deutsche-melasse.de/wp/wp-content/uploads/Melasse-Mineralstoffe-DE.pdf (letzter Abruf 06.09.2023)
(3) Gruber-Tabelle zur Pferdefütterung (2013). Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft Link: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/gruber-tabelle-pferdefuetterung_lfl-information.pdf (letzter Abruf 06.09.2023)
(4) Valli, Veronica; Gómez-Caravaca, Ana María; Di Nunzio, Mattia; Danesi, Francesca; Caboni, Maria Fiorenza; Bordoni, Alessandra (2012). Sugar Cane and Sugar Beet Molasses, Antioxidant-rich Alternatives to Refined Sugar. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 60(51), 12508–12515. doi:10.1021/jf304416d
(5) Gruber-Tabelle zur Fütterung der Milchkühe, Zuchtrinder, Schafe, Ziegen (2021). Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft. Link: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/gruber_tabelle_fuetterung_milchkuehe_zuchtrinder_schafe_ziegen_lfl-information.pdf (letzter Abruf 05.09.2023)
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